Historie der Stiftung

Die Stifter

Dr. Erich Alfons Böckler wurde am 25. Januar 1904 in Reval/Tallinn geboren. Er war eines von 11 Kindern einer deutsch-baltischen Kaufmannsfamilie. Im Alter von 19 Jahren begann Erich Böckler ein Architekturstudium (u.a. bei Heinrich Tessenow an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg), 1940 wurde er in Wien promoviert. Am 12. Juli 1930 heirateten Erich Böckler und Lisbeth Marie Eglon (*17.2.1907 Taps/Estland - 11.3.1998 Bad Homburg v.d. Höhe) in Berlin-Charlottenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Erich Böckler maßgeblich am Wiederaufbau von Berlin. Seine Bauten zeichnen sich durch ein hohes Maß an Funktionalität aus. Mit beschränkten finanziellen Mitteln gute Architektur zu schaffen, prägte einen Großteil seiner Aufträge, die ihn vor allem aus dem öffentlich geförderten, sozialen Wohnungsbausektor erreichten. Zu seinen bekanntesten Aufträgen gehört der Ausbau des 1938 begonnenen Ernst-Reuter-Hauses (1952-1956).

Die Stiftung

Am 6. Mai 1977 gründeten der Architekt Dr. Erich Alfons Böckler (1904–1990) und seine Frau Lisbeth Marie (geborene Eglon, 1907–1998), die beide in Tallinn / Reval aufgewachsen waren, in Bad Homburg v.d. Höhe eine Stiftung zur Erforschung und Vermittlung der Kunst- und Kulturgeschichte des Ostseeraums unter besonderer Berücksichtigung der baltischen Länder. In Erinnerung an Böcklers Vater erhielt sie zunächst den Namen Martin-Carl-Adolf-Böckler-Stiftung. Es war der Wunsch der kinderlosen Ehepartner, in Zeiten des Kalten Kriegs den Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den damaligen baltischen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen zu ermöglichen; wichtig waren auch die Kontakte nach Skandinavien und Finnland. Bei seinem Tod vermachte Erich Böckler der Stiftung einen Großteil des Vermögens. 2005 fusionierte diese mit der 1998 ebenfalls von den Eheleuten Böckler gegründeten Mare Baltikum-Stiftung zur M.C.A. Böckler-Mare Balticum-Stiftung. Sie trägt seit 2016 den Namen Böckler-Mare Balticum-Stiftung.

Wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Stiftungsgründer Dr. Erich Böckler

Die Böckler-Mare-Balticum-Stiftung führt seit 2021 ein wissenschaftliches Rechercheprojekt zu ihrem Stiftungsgründer durch, einerseits um mehr über dessen Biografie und Tätigkeit als Architekt und Publizist in Erfahrung zu bringen, andererseits um sich kritisch mit seinem Verhältnis zum Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Im September 2022 fand ein erster Workshop mit Expert*innen aus Architekturgeschichte und Geschichte im Internationalen Zentrum für Interdisziplinäre Studien der Universität Stettin in Kulice statt. Im Mittelpunkt stand die vor und im Zweiten Weltkrieg aktive Architekten-Generation, zu der Böckler gehörte, sowie zu deren Netzwerke in der Nachkriegszeit. Hier wurden Fragestellungen entwickelt, die in einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz „Vom NS-Planungsbüro zum Wiederaufbau. Architekten-Biographien zwischen 1930 und 1980“ zusammen mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig im Oktober 2023 vertieft wurden. Diese Tagung stieß auf großen Zuspruch bei den Teinehmer*innen und legte weitere Forschungsperspektiven offen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Stiftungsgeschichte wird eine kritische Auseinandersetzung mit der Biografie des Stiftungsgründer Erich Böckler vorgenommen. In diesem Rahmen werden seine publizistischen Arbeiten, vor allem aus der Zeit des Nationalsozialismus, untersucht. Außerdem wird die Familiengeschichte von Erich Böckler und seiner Frau Lisbeth in estnischen Archiven erforscht und es wird ein Werkkatalog zu Böcklers Bauten erstellt. (Bearbeitungsstand: Mai 2024).